Das Jahr ist schon 6 Tage alt und ich habe es noch nichtmal geschafft, die To Do Liste für 2018 abzuarbeiten. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen um zu beschließen, dass ich wohl keine Weihnachtspost mehr verschicken werde und das die Fotocollage “Laura mit Mikrophon 2018” auch weiterhin einfach nur in meiner Vorstellung existieren wird.
Denn das neue Jahr scharrt mit den Hufen.
Die Kita hatte zwei Wochen zu und so waren die ersten 10 Tage meines Urlaubs nicht unbedingt entspannt aber dafür sehr actionreich. Mini und ich sind wie Tausende anderer Familien mit dem Zug zu den Großeltern gepilgert. Zugfahren mit Kind ist ja immer ein bisschen gelebter Kommunismus. Die Kinder teilen sich ihre Spielsachen (die der anderen sind ja meistens eh interessanter) und werden pauschal von den nächsten Eltern und / oder denen mit dem leckersten Proviant mitversorgt. Was dann auch dazu führt, dass jedes Elter mal ein bisschen Ruhe hat, da gerade irgendjemand anderes dafür sorgt, dass die Zwergentruppe nicht am nächsten Bahnhof aussteigt, den Mülleimer ausräumt oder den Notfall-Scheibe-Einschlag-Hammer abreisst.
Nach ein paar Stunden Rumrennen waren wir in München wo Mini traditionell während des Umsteigens einschläft um sich von seinen ICE Abenteuern zu erholen. So konnte ich die Fahrt aufs Land richtig genießen, immer weniger Häuser und am Horizont die Alpen.
In der Pampa angekommen haben wir es uns erstmal bei Oma und Opa gemütlich gemacht. (Die in diesem Fall nicht alle biologische Großeltern von Mini sind, aber Wahl-Familienmitglieder sind eh die besten!)
Am Nachmittag sind wir dann noch in den Wald und haben unseren eigenen Christbaum ausgesucht und gesägt. Mini hätte sich gerne auch noch ein paar Finger abgesägt aber trotz lautstarker Proteste hat der die superscharfe Profisäge nicht ausgehändigt bekommen sondern wurde mit einem Tannenzapfen abgespeist.
Heiligabend haben wir zu viert (plus Baum) verbracht und Mini hat das Besenset, das er auf seinen Kita-Wunschzettel geklebt hatte, bekommen. Und eine Taschenlampe. Und ein kleines Playmobil, das meine Mama in vorweihnachtlicher Panik noch gekauft hatte, aus Angst das Kind bekäme sonst zu wenig. Playmobil! Wo wir doch seit Generationen eine bekennende Lego-Familie sind. Ich habe es vor unserer Rückfahrt dann “leider” auch unter dem Sofa vergessen…
Ich habe Socken bekommen und fühle mich wieder darin bestätigt, dass ich jetzt einfach alt bin. Denn jahrzehntelang war es mir absolut unverständlich, dass irgendmensch Socken zu Weihnachten schenken könne. Es schien mir in etwa so liebevoll wie ein schonmal benutztes Shampoo. Oder eine Packung Mehl. Oder die Zeitung von gestern…
Aber seit einiger Zeit bin ich mir des großartigen Gefühls von frischen Socken akut bewusst und gerade im Winter will ich warme Haussocken nicht mehr missen.
Weil aber meine Mama wohl noch nicht gemerkt hat, dass ich alt bin, hat sie auch noch ein paar Glitzersocken dazu gepackt… Mal sehen, zu welche Anlass ich die ausführen werde!
Am 25. ist bei uns traditionell Großfamilien-Weihnacht. Meistens kommt “nur” der Münchner Teil, also Großeltern, ein paar Tanten mit ein paar Partnern und ein paar Kindern, meine Schwester mit Patchworkfamilie und Mini und ich eben. Ich glaube wir waren diesmal 12 Erwachsene und 7 Kinder. Ehemalige CSU-Minister und aktive Grünen-Mitglieder, Homöopathie-Nutzerinnen und Impf-Fans, Veganerinnen, Vegetarier und Fischer, Pubertierende, Kleinkinder und Rentnerinnen, Gläubige Katholik:innen und überzeugte Atheist:innen.
Und wie fast jedes Jahr war es sehr, sehr harmonisch. Es gab vegetarisches, veganes und carnivores Essen, selbergemachte und gekaufte Geschenke und wir haben solange gesungen, bis die kleineren ihre Ungeduld nicht mehr in Zaum halten konnten. Gefühlt war es erst vorletztes Weihnachten, als ich den Sprechchor “Ge-schen-ke, Ge-schen-ke!!” gestartet habe, jetzt gehöre ich doch schon relativ lange zur Fraktion “Oh, ‘Maria Durch Ein Dornwald Ging’ müssen wir aber auch noch singen!”. Ich bin alt. q.e.d.
Nach all dem Essen und all den Menschen und all den Geschenken habe ich mich sehr auf das zwischen-den-Jahren-ruhige Berlin gefreut. So ganz klar gekommen bin ich damit aber dann doch nicht, den irgendwie stand ich am 29., einem Samstag wohlgemerkt, auf einmal bei IKEA. An der Altersweisheit arbeite ich noch!
Silvester haben uns ein paar sehr liebe Menschen besucht und wir haben noch mehr gegessen und dann die Abermillionen von Raketen in Kreuzberg vom Balkon aus angeguckt. Es waren mehrere Grüne anwesend und politisch nur so halb korrekt waren wir uns einig, dass Feuerwerke schon geil sind. Aber koordiniert wären sie noch geiler. Anarchismus sieht halt leider meistens scheisse aus…
Am 1. Januar bin ich aufgewacht und wußte eines ganz genau: Ich bin glücklich. Ich bin mit eine großen und einem kleinen Herzensmensch aufgewacht, die ganze Wohnung voller Spuren von anderen geliebten und großartigen Menschen, im Kühlschrank noch ein bisschen vegetarischer Kaviar und auf dem Balkon noch eine halbe Flasche Sekt. Noch vor ich die entdeckt hatte, habe ich im Bett mit den anderen beiden Kaffee, Tee, Milch und Weihnachtsplätzchen gefrühstückt. Bestimmt hat sogar die Sonne geschienen.
Nachmittags ist Mini dann zu seine Papa gezogen und wir haben uns erstmal über Betreuungszeiten gestritten. Wahrscheinlich dachte sich das Schicksal, dass ein allzu perfekter 1.1. auch nicht gut wäre. Auch wenn ich Mini das sehr, sehr gerne erspart hätte…
Ich musste dann auch erstmal einen Schnaps trinken vor ich endlich meinen eigentlichen Urlaub starten konnte. Urlaub mit dem Herzensmensch, Urlaub in Berlin.
Wie richtige Touristen sind wir in Gegenden gefahren, in denen wir noch nie oder fast nie waren, sind durch Geschäfte und Galerien gebummelt, haben von weit oben neue Aussichten über die bekannte Stadt genossen und sogar eine Nacht in einem Hotel verbracht. Wir haben uns gegenseitig mit Abendplänen überrascht und waren bei eine Neujahrskonzert in der Philharmonie und bei einer anderen Inszenierung.
Wir haben in einem Automaten analoge Photos gemacht, neue Restaurants entdeckt und Stunden in einem Whirlpool verbracht.
Ja, das klingt alles nach sehr viel Klischee und einem anderen ich wäre bei lesen auch leicht schlecht geworden. Ihr könnt ruhig die Augen verdrehen. Aber ich hatte eine perfekte Woche!
Mein Jahr ist also ziemlich, ziemlich gut gestartet.
Morgen startet das Arbeitsjahr und ich bin gespannt, was das so bringt. Mindestens eine:n neue:n Kolleg:e:in (doppel-gegendert, hah!), sicher noch mehr “Laura mit Mikrophon”, vielleicht endlich den Durchbruch für einfach bezahlbaren Content statt elender Werbepest allersites. Das wäre doch mal was!
Vorher nehme ich mir aber noch ein bisschen Zeit, meine Ziele und Wünsche für dieses Jahr aufzuschreiben.
Ich werde bald umziehen, in meine eigene Wohnung, in der Mini ein eigenes Zimmer hat. Dieses Nest zu finden und (aus) zu bauen hat letztes Jahr schon viel Zeit und Energie in Anspruch genommen und ich freue mich so, so sehr, wenn es endlich fertig wird.
Nachdem ich letztes Jahr eine Nacht mit Nierenentzündung nur dank medizinische Notdienst und Charlotte überlebt habe und eine andere mit Gehirnerschütterung in der Notaufnahme verbracht habe, habe ich mir fest vorgenommen, dieses Jahr besser auf meinen Körper aufzupassen. Ich will regelmäßig Yoga machen und regelmäßig und gesund essen. Und genug schlafen!
Mini schläft seit ein paar Wochen durch, das ist wahrscheinlich eines der besten Achievements aus 2018.
Ist das auch so ein Altersding, dass mich zu wenig Schlaf so fertig macht??
Ich will dieses Jahr wieder mehr Zeit in politische Arbeit stecken. Nachdem ich 2017 mit dem Wahlkampf eine zeitlang jede freie Minute mit und für die Partei verbracht habe, habe ich es letztes Jahr ein bisschen ruhiger angehen lassen. Teilweise auch angehen lassen müssen, weil ich ja auch noch einen Job und ein Kind habe. Dafür habe ich ein paar Beiträge zu Abtreibungsdebatte gemacht. Die ich dieses Jahr auch wieder machen werde, aber vielleicht auch wieder mehr strukturierte Partei-Arbeit. Wer weiß, wann die nächsten Wahlen anstehen, dann sollten wir alle vorbereitet sein!
Ich will Dinge lernen. Von Mini, von Euch, jeden Tag, in Workshops und Seminaren.
Ich werde weiterhin darauf achten, diverse Autor:innen zu lesen, nur zu kaufen, was ich wirklich brauche und das wenn möglich gebraucht. Ich werde Menschen Komplimente machen und anderen Menschen laut und deutlich sagen, dass ich ihr Verhalten oder ihre Meinung inakzeptabel finde.
Ich weiß noch nicht so ganz, was ich davon halten soll, dass ich für dieses Jahr weniger explizite Ziele habe als in vielen Jahren davor.
Ein explizites Ziel habe ich aber gerade eben noch gefunden und schon (fürs erste) abgehakt: Mehr Montagsposts schreiben. Einfach weil ich kann!
Frohes Neues, Euch allen!