Ich habe einen halben Tag gebraucht um mir einzugestehen, dass ich zu erkältet bin um zu arbeiten und mich und meinen zuen Kopf lieber auf dem Sofa parken sollte als ihn weiterhin mit Ibuprofen und Emails zuzustopfen.
Genauso sehr sollte ich jetzt ohne Rechner im Bett liegen anstatt noch einen schnellen Montagspost in die Tastatur zu hammern. Aber der Kalvinismus sitzt tief, auch wenn ich ja eigentlich katholisch aufgewachsen bin. Aber leidenschaftliches Arbeiten und am eigenen Leid Arbeiten sind ja nicht so weit auseinander.
Aber seit Ostern ist das Leiden ja eigentlich vorbei, jetzt wird nur noch Auferstanden und Gejubelt. Oder auch “Aufstehen, Osterei”, wie Mini heute morgen gefordert hat. Es war 4:43. Ich konnte ihn mit einem Stück Banane dazu bestechen noch ein paar Stunden im Bett zu bleiben. Die wichtigen Sachen trägt er mit solcher Vehemenz vor, dass sie unmissverständlich sind. In anderen Momenten muss ich länger rätseln, bis ich rausfinde, was Blue-Blue ist. Erst als er mich zur Kiste mit den Dupla-Steinen geschleppt hat, ist der Groschen gefallen. Und manchmal versteht er Sachen nicht, was aber selten problematisch ist, weil was nicht passt, wird passend gemacht: “Oder Jacke, Oder Jacke, schläfst Du noch?”
Sprache ist und bleibt ein Faszinosum. Wozu uns Sprache befähigt, wie Sprache uns ermöglicht die Welt zu beeinflussen, wie Sprache uns beeinflusst. Während Mini gerade kunterbunt ausprobiert, mir mal nach dem Essen erklärt “Mama, ich bin halas” und sich dann an performativen Sprechakten probiert wie “Nein, Du nicht müde!!”, ist mein Ausprobieren, mein Ausloten gezielter. Mittlerweile stelle ich immer öfter fest, dass ich reflexartig Menschen korrigieren möchte, die im generischen Maskulinum sprechen. Neulich rief mich eine freundliche Dame zurück mit den Worten, “Hier ist der Friseur”. Sie fühlte sich wohl mitgemeint. Ich mich aber so gar nicht angesprochen.
Deshalb “mensch”elt es in meinen Texten, es tauchen : innerhalb von Worten auf und wo es geht versuche ich Geschlechterzuordnungen zu vermeiden oder, wenn das nicht geht, wenigstens zu verschieben.
Weil Sprache unser Denken prägt und ich aus allereeigenster Erfahrung weiß, wie bizarr es ist, wenn mensch sich zum ersten Mal den eigenen Namen mit einem Dr. davor vorstellt und vor dem geistigen Auge taucht ein männlicher Zahnarzt auf.
Und es trägt Früchte. Wenn jemand in meinem Team zu mir von “unseren Nutzern” spricht und dann noch schnell “und Nutzerinnen” hinzufügt, huscht jedes Mal kurz ein Strahlen über mein Gesicht. Weil ich mich freue, dass meine Sprache zumindest ein bisschen auf ihre abfärbt und damit ultimativ auch ihr Denken und Handeln erweitert.
Genug gedacht.
Highlights, Rückblicke und Ausblicke dann wieder nächste Woche!