Es ist Montag und ich schreibe. Das ist schonmal gut!
Außerdem bin ich am Leben, das ist sehr, sehr gut!
Dies ist der zweite Ansatz eines Montagspost, der erste (und der eineinhalbstet) arteten zu keulenschwingenden Moralappelen aus. Eigentlich will ich ja immer radikaler sein, andererseits bin ich ja doch auch Pazifistin…
Also versuche ich mich lieber mal wieder an einem kleinen Rückblick!
Den vorletzten Samstag habe ich mal wieder mit Politik verbracht habe. Oder wie Mini es nennt: “Mit Leute” In der Grünen Bundesgeschäftstelle ging es auf einem Panel um Wirtschaft und Digitalisierung, von Breitband und BGE zu Blockchain und natürlich KI. Die Diskussion war super und ich freue mich immer wenn ich in der Partei guten Input liefern kann, aber ich konnte es nicht vermeiden immer wieder auf die Uhr zu schauen. Normalerweise sind grüne Veranstaltungen sehr gut getimt, denn Zeit zu haben ist ein Privileg und es benachteiligt systematisch Menschen mit anderen Verpflichtungen, wenn Treffen sich endlos ziehen. An jenem Samstag hat der Herzensmensch den Minimensch so gut es ging abgelenkt, da der mich trotz ausführlicher Erklärung, warum Mama zu den Leuten muss und dass ich ja bald wieder da bin, nicht gehen lassen wollte. Ich bin also aufs Rad gesprungen, während er von zwei starken Armen davon abgehalten wurde, auf die Strasse und mir hinterher zu rennen. Natürlich mit dem verzweifelsten Schreien eines Kleinkinds. Ich weiß ja, dass er in den besten, in den allerbesten Händen ist und in ein paar Minuten wieder happy ist, aber das weiß eben mein Kopf während mein Herz schmerzt beim Nachhall seiner Herzschmerzschreie…
Also habe ich jedesmal auf die Uhr geguckt, wenn eine Frage aus dem Publikum etwas langatmiger war und bin nicht mehr zur entspannten Runde im grünen Innenhof der Grünen Geschäftsstelle geblieben sondern gleich wieder aufs Rad gesprungen um den Abend mit meinen zwei großen Lieben zu verbringen. Die beide erschöpft von so viel Eis und Lego schon im Bett lagen.
Am Sonntag ging es dann schon wieder weiter, diesmal Zug statt Rad. Zum Glück hat Mini die Wochentage noch nicht so ganz drauf und hat auch einfach am Sonntag festgestellt – “Mama geht Arbeit”. Zum Glück mit weniger Trennungsschmerz, dafür mit ungetrübter Vorfreude auf eine intensive Woche. Unser Team ist ja über den gesamten Erdball verstreut, aber einmal im Jahr treffen wir uns alle um zu arbeiten aber natürlich auch um zu Reden und vor allem zu Feiern.
Ich war ziemlich froh, den Zug nehmen zu können, gerade von Berlin aus ist Fliegen einfach nur nervig und dann auch noch beschissen fürs Klima. Ich saß also entspannt im Ökostrom betriebenen ICE und habe die Woche geplant. Diverse Management- und Team-Meetings und die große Halbjahrespräsentation als Highlight. Die natürlich drei Tage vorher noch nicht fertig war, weil was wäre die Welt ohne Deadlines?
Aber als wir dann am Mittwoch alle in einem großen Tagungshotel im Grünen (diesmal ganz unpolitisch!) angekommen waren, und alle mit Eis zum Frühstück glücklich gemacht wurden, haben unsere Geschäftsführer:innen die beste Managementpräsentation in der Geschichte der Firma abgeliefert und ich war ein bisschen stolz.
Der Nachmittag war vollgepackt mit diversen Teambuilding-Aktivitäten, Cocktails Mixen, Weinprobe, Graffiti, was mensch halt so macht um sich besser kennen zu lernen. Abends durften dann endlich alle trinken, die wollten, während auf der Wiese hinter den Grills der beste schlechte DJ weit und breit mit Macarena und ähnlichem dafür sorgte, dass ja niemand zu lange bemüht war, cool zu bleiben.
In der Woche vorher habe ich mit einer Kollegin zusammen einen #lgbtqia Kanal in unserem Chat gestartet, unter anderem weil mir ja ziemlich egal ist, welche Genitalien Menschen haben, die ich heiß finde, und es vielleicht Kolleg:innen gibt, denen es hilft, darüber zu sprechen. Die Beiträge von vielen in dieser Gruppe haben mich mal wieder für diese Firma begeistert, die es schafft so unglaublich viele Menschen mit so unterschiedlichen Hintergründen zu einem super erfoglreichen Team zu vereinen. Beim Sommerfest konnte ich dann endlich mit vielen wieder mal Face to Face reden. Nicht nur aber auch über Queerness, offene Beziehungen und Offenheit im Job.
Die Nacht unseres Sommerfests war dann sehr heiß, was allerdings nicht nur an meinen zauberhaften Kolleg:innen sondern vor allem an der fehlenden Klimaanlage lag. Trotzdem saß ich um 8 Uhr schon wieder beim Frühstück, noch kurz ein bisschen über die Zukunft des Internets und die Möglichkeiten von KI für Adblocking diskutieren vor es für mich schon wieder weiter ging.
Denn das Kita-Sommerfest stand an. Musikalisch ganz in line mit der eyeo Party und jetzt weiß ich auch endlich, warum Mini seit Wochen kryptisch aber doch erkennbar “Move it, move it” rapt. Es gab nämlich genau dazu eine supercoole Choreographie. Ich mag ja Parties, auf denen niemandem irgendwas peinlich sein muss und Zwerge die enthusiastisch aber nur so semi-synchron über eine Wiese hüpfen sind dazu definitiv sehr hilfreich. Da reicht dann auch eine Apfelschorle für richtig gute Laune.
Am Freitag war kitafrei und wir haben zusammen aus unserem Küchentisch einen Coworking Space gemacht. Mini war leider nicht ganz mit seinem Equipment zufrieden. Der Ladebalken auf meinem alten Rechner liess sich nicht mit dem Finger weiterziehen und als er die Küchenwand als Whiteboard benutzt hat um mir eine sicher sehr wichtige Grafik aufzumalen, habe ich ihn dafür erstmal angepampt und sie dann weggeschrubbt vor er sie mir erläutern konnte. Zum Glück hat ihn die Babysittern bald erlöst und ist mit ihm in den Park zum Fußballspielen gegangen.
Am Abend bin ich dann nochmal “zu Leuten”, grüne Intelligenz beschäftigt sich mit “künstlicher Intelligenz” und da muss ich natürlich dabei sein. “Künstliche Intelligenz” in Anführungsstrichen, denn so beeindruckend Machine Learning ist, also die Fähigkeit einer Software, auf Basis von bekannten Mustern selbstständig Algorithmen zur Erkennung dieser Muster zu entwickeln, intelligent im eigentlichen Sinne sind diese Systeme noch lange nicht. Das war auch Teil meines Redebeitrags. Wir müssen wissen wovon wir reden, um in die Position zu kommen, diese Technologien sinnvoll einzusetzen, zu kritisieren und gegebenenfalls zu regulieren. Nicht jeder Algorithmus ist KI Digitalisierung an sich ist nochmal deutlich mehr als Algorithmen. Ich bin ja schon ein bisschen glücklich, dass nicht mehr alle nur über Blockchain reden wollen.
Und ich freue mich, dass die Digitalexpertise in und um die Grünen wächst und gedeiht!
Nach diesem letzten Termin in der Woche war dann endlich einfach nur Wochenende. Auch mit viel Grün, aber in Form von Gras und Büschen im Hinterhofgarten. Und Digitalisierung nur zur Unterhaltung, Mini und ich liefern uns jetzt immer einen kleinen Battle, er steht am Lautsprecher und macht lauter, ich regle es per App wieder runter. Wenn wir nicht beide auf dem Teppich rumhüpfen. Oder auf dem Sofa lümmeln und Oma anrufen. Wobei er das Telefon für kaputt hält, wenn wir “nur” telefonieren, also ohne Bild.
Wahrscheinlich findet er es in ein paar Jahren sehr lustig, wenn ich ihm von Diskussionsrunden zu KI erzähle. Noch bin ich aber die, die lacht, wenn er sich mal wieder über zu kaltes Eis beschwert oder versucht mich mit meinen eigenen rhetorischen Waffen zu schlagen und zum dreiundzwanzigsten Mal “nur eins, nur ein ganz kleines” Gummibärchen fordert.